Bösen

Vergesst das autonome Fahren!

Seit Jahren hören wir vom autonomen Fahren und dass es vor der Tür steht. Die Realität sieht anders aus – und das wird auch so bleiben.

Jahrelang ging es nur darum, wann das autonom fahrende Auto kommt, nicht, ob es überhaupt kommt. Vor allem Elon Musk prophezeit seit 2015 in steter Regelmäßigkeit, dass autonomes Fahren bei Tesla nur noch Monate entfernt ist, andere Stimmen rund um den Automobilmarkt zogen nach. Indes: Passiert ist auf den Straßen wenig, bis auf jede Menge Versuchsfahrzeuge oder -busse in fest abgesteckten Revieren.

Heute, im Jahr 2023, fährt noch kein Serien-Pkw autonom nach den Stufen 4 und 5; allein Mercedes-Benz hat für die S-Klasse eine Zulassung für Stufe 3. Dabei handelt es sich um einen Autobahn-Staupiloten, bei dem man sich bis Tempo 60 vom Straßenverkehr abwenden darf. Zum Vergleich: Auf den Stufen 4 und 5 übernimmt die Technik dauerhaft das Steuer, Lenkrad und Pedalerie sind dann verzichtbar.

„Es wird sie niemals geben“

Autonomes Fahren
Wird autonomes Fahren je kommen? Foto: Valeo

Und auch der Blick in die Trickkiste der Entwickler und Tester offenbart keineswegs neue Revolutionen. Der neue i7 von BMW kann sich immerhin Wege auf Parkplätzen merken und diese (nach Speicherung) beim nächsten Mal selbständig abfahren und das Auto einparken – allerdings mit dem Fahrer an Bord. Mehr als eine nette Spielerei ist das nicht. Und auch Tesla verkauft zwar seinen „Autopiloten“ weiterhin für viel Geld als aufpreispflichtiges Extra, doch beim genauen Hinschauen entpuppt er sich als Fahrassistent vor allem für die Nutzung auf Autobahnen.

Ist nun die (überfällige) Ernüchterung (endlich) eingekehrt?

„Fahrzeuge auf dem höchsten Automatisierungslevel wird es niemals geben“, erklärte jüngst Stellantis-Chef Carlos Tavares im Rahmen des CAR-Symposiums in Bochum. Als Beispiel für die Grenzen der Technik brachte er den verkehrsreichen Pariser Place de L’Etoile am Arc de Triomphe ins Spiel – ein Roboterfahrzeug würde diesen notorisch chaotischen Platz mit zwölf einmündenden Straßen niemals überqueren können. Mit anderen Worten: Die Technik stößt weiterhin an ihre Grenzen, und es ist nicht absehbar, dass sie diese überwindet.

Level 3 für 2 bis 3 Prozent

Etwas nüchterner sieht das Thema Christophe Périllat, Chef des französischen Zulieferers Valeo, der zu den größten Anbietern von Lidar-Systemen für teil- und hochautomatisiertes Fahren zählt. Aber auch er rechnet bei den Pkw in absehbarer Zeit nicht mit Fahrzeugen auf den Autonomie-Leveln 4 und 5. Und auch für das technisch heute bereits erreichbare Level 3 sieht er für 2030 einen Marktanteil von gerade einmal 2 bis 3 Prozent. Diese hochautomatisierten Autos dürften sich vor allem in der Luxusklasse finden.

Man könnte die nun schon so lange andauernde Diskussion um das autonome Fahren als einen großen Marketinggag der Industrie halten – und läge damit so falsch nicht. Ich würde mein Leben jedenfalls nie in die Hände eines Computers legen. Und Sie?

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