Was ist es eigentlich, was uns am Auto begeistert? Und warum ist der Renault Twizy keines?
Ha! Da haben wir es. In einer Zehn-Jahres-Bilanz hat das Center of Automotive Research der Uni Duisburg-Essen Zahlen erhoben, die darauf hindeuten, dass Alternativen zum eigenen Pkw auch bei Großstädtern nicht so richtig angenommen werden. Carsharing, ÖPNV, Fahrrad, E-Bike, Lastenrad, E-Roller, Bahn oder auch Uber schaffen es anscheinend nicht, den privaten Pkw zu ersetzen und die Menschen zum Umdenken zu bewegen.
Wir verabschieden uns anscheinend ungern von unseren … ja, was? Was ist das Auto, das da allzeit geduldig auf uns wartet, um uns zum Briefkasten um die nächste Ecke oder in die hunderte von Kilometern entfernte Hauptstadt zu tragen?
Das uns Status verleiht, uns mit einem privaten Raum umgibt und uns erlaubt, wir selbst zu sein.
Das uns Sicherheit verspricht, in dem es uns vorgaukelt, hinter unzerstörbaren Festungsmauern zu sitzen und uns Wartezeiten an ungemütlichen Bahnhöfen erspart.
Das wir mit Ladung bestücken können, damit wir Kleines und Großes, Schweres und Leichtes transportieren können und der Urlaub nicht in Gepäckschlepperei ausartet.
Um das wir uns in unserer Freizeit kümmern können.
Und das am Stammtisch so herrlich viel Gesprächsstoff bietet.
Rationale Argumente? Schwierig…
Ja, was ist es? Hobby? Lebensinhalt? Partnerersatz? Oder doch nur ein schnödes Fortbewegungsmittel? Würden wir uns mit dem Verzicht auf das eigene Auto von dem oben beschriebenen und über lange Jahre lieb gewonnenen Inhalten verabschieden?
Nüchtern betrachtet könnten vor allem Städter für jedes Mobilitätsproblem eine Lösung finden. Doch das Auto nüchtern und rational zu betrachten fällt vielen schwer. Wie sonst wäre es zu verstehen, dass besagter Stammtisch stundenlag über Automarken und deren Vor- und Nachteile diskutieren kann? Dass rationale Argumente kein Gehör finden bei vielen Menschen, die von einer Marke und deren Qualitäten überzeugt sind?
Fest steht: Beim Thema Auto treten rationale Argumente und Sichtweisen schnell in den Hintergrund. Fest zementierte Gewohnheiten und Überzeugungen regieren das Denken der Autofahrerin und des Autofahrers, und es bleibt abzuwarten, ob die junge Generation diese Haltung ablegt. Darüber sagt die Studie des CAR freilich nichts aus.
Der Twizy ist kein Auto
Sehr rational geht es auch beim Thema Elektroauto nicht zu. Wenn man die Berichte und Diskussionen verfolgt, dann verfällt man doch des öfteren in Staunen. Man könnte bisweilen meinen, dass das Ende des Abendlandes droht, sollten sich die Stromer in der Breite durchsetzen.
Und wie eng das Denken der Politiker auf das Auto und die deutsche Autoindustrie zugeschnitten ist, erkannt man daran, dass Elektro-Kleinfahrzeuge wie der Renault Twizy einfach durchs Raster fallen. Denn die Käufer des avantgardistischen Zweisitzers schauen in Sachen staatlicher Förderung in die Röhre. Dabei sind sie es, die sich auf das Notwendigste beschränken und im Vergleich zu allen anderen vierrädrigen Mobilen am wenigsten Ressourcen verbrauchen.
Der Grund: Der Renault Twizy wird als Leichtfahrzeug oder Quad eingestuft. Damit läuft die Beantragung der Förder-Prämie für Elektroautos ins Leere. Denn die Bundesregierung fördert nur vollwertige Autos – keine Quads. Warum auch immer – logisch ist das nicht so ganz.
Man sieht: Umdenken ist auf allen Ebenen angesagt. Und wir sollten uns nicht allzu lange Zeit lassen. Die Natur verhandelt nicht.
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